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Helmholtz Perspektiven 0915

Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2015 28 D ie große Begrüßung ist auf die Minute genau geplant: Am 21. Oktober um exakt 16:29 Uhr wollen fast 400.000 Menschen den Zeitreisenden Marty McFly in der Gegenwart begrüßen, alles ist per Facebook arrangiert. Es sind allesamt Fans der Science-Fiction-Komödie „Zurück in die Zukunft II“: Der Film erzählt die Geschichte eines Teenagers, der 1985 mit einem zur Zeitmaschine umgebauten Sportwagen in das Jahr 2015 reist. Fans der Trilogie lieben vor allem den zweiten Teil. Nur hier geht die Zeitreise in Richtung Zu- kunft – in die Zukunft, die sich die Autoren in den 1980er Jahren vorgestellt haben, wenn sie an das Jahr 2015 dachten. Bei der Reise saß neben Marty auch Doc Brown im Sportwagen, der Erfinder der Zeitma- schine. Im Jahr 2015, sagte der gleich am Anfang, brauche man keine Straßen mehr. Mit dem fliegenden Sportwagen erreichen die beiden Hel- den die Zukunft auf einer Autobahn in der Luft. Entspannter als auf dem vertrauten Asphalt ist es dort oben aber nicht: Die Zeitreisenden stoßen fast mit einem fliegenden Taxi zusammen. Eine Gefahr, die durchaus real ist, urteilt Verkehrsfor- scherin Barbara Lenz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: „Es bringt gar nichts, den Straßenverkehr in die Luft zu verfrachten, wenn sich wie heute beim Auto im Schnitt 1,4 Personen ein Gefährt teilen. Dann wäre es da oben mindestens genauso voll und unübersichtlich wie unten auf der Straße.“ Trotzdem hat wohl schon jeder Autofahrer einmal davon geträumt, einen Stau einfach zu überfliegen. Heinrich Bülthoff vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hat erforscht, unter welchen Bedingungen Luft- fahrzeuge für jedermann möglich wären. Seine Einschätzung: „Technologisch könnten wir in fünf bis zehn Jahren soweit sein.“ Zuvor müssten aber noch viele Fragen geklärt werden – etwa welche Mensch-Maschine-Schnittstellen dafür geeignet sind. In bisherigen Konzepten sehen die fliegen- den Vehikel eher wie kleine Hubschrauber aus, sollen aber so leicht wie ein Auto zu steuern sein. „Wir können nicht aus jedem Autofahrer einen Piloten machen“, sagt Bülthoff. „Deshalb benötigen wir Assistenzsysteme, die die Steuerung teilwei- se oder sogar vollständig übernehmen.“ Auf der Straße funktioniert das schon heute. Es sind aber nicht nur die Autos, die im Jahr 2015 noch am Boden geblieben sind, sondern auch die Skateboards, Longboards und alle weiteren Bretter zur Fortbewegung. Das Hoverboard, mit dem Marty McFly durch die fiktive Kleinstadt Hill Valley schwebt, hat für so viel Wirbel gesorgt wie kein zweites Requisit des Films: Mehrere Entwick- ler versuchen seitdem, fliegende Skateboards zu bauen. Dafür setzen sie in der Regel Magnetfel- der ein, die das Gefährt über spezielle leitfähige Oberflächen schweben lassen. Bislang kam aber kein Projekt über einen Prototypen hinaus. Einen anderen Weg in die Höhe fand der kanadische Tüftler Catalin Alexandru Duru: Er schwebte auf seinem Fluggerät, angetrieben von Rotoren, stehend 276 Meter weit und stellte damit den Weltrekord im Hoverboarding auf. Seine Erfindung erinnert allerdings eher an eine lärmende Drohne und sieht bei weitem nicht so elegant aus wie das Hoverboard im Film. Die besten Erfindungen bringen nichts, solange sie kaum jemand nützlich findet Weitgehend richtig lagen die Drehbuchautoren dagegen mit ihren Erfindungen aus dem Wohn- bereich. Zwar muss der Hydrator, der aus einem handtellergroßen Rohling in wenigen Sekunden eine Pizza macht, noch erfunden werden, aber das fiktive Leben der Familie McFly im Jahr 2015 klingt für uns nach Alltag: Sprachgesteuerte Lam- pen, ein Bildschirm für Videotelefonate und Türen, die sich per Fingerabdruck öffnen – das alles gibt es tatsächlich. Seit vielen Jahren schon sind intelligente Steuerungssysteme für Häuser auf dem Markt, auch wenn sie sich noch nicht in der Breite durchgesetzt haben. Woran das liegt, erforschen Wissenschaftler der Uni Siegen in dem Projekt SmartLive. Der Widerspruch solcher Technologien liege laut Koordinatorin Corinna Ogonowski darin, Zeitreisende Wo geht‘s ins Jahr 2015? Bild: picture alliance/United Archives/IFTN

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