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Helmholtz Perspektiven November 2015

Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015 Kaffee, Smartphones, Sex – nicht nur Drogen können süchtig machen. In welchem Maß eine Abhängigkeit schädlich wird, ist jedoch eine sehr persönliche Sache Der Immer-wieder-Effekt Nicht erschrecken: Höchstwahrscheinlich sind Sie im weitesten Sinne süchtig. Mag sein, dass Sie nicht rauchen, nicht übermäßig viel Alkohol trinken und Drogen allenfalls aus vereinzelten Nächten der späten Teenagerzeit kennen. Aber vielleicht gibt es einen Hinweis darauf, wenn Sie morgens Ihre Tasse Kaffee trinken und sich bei den ersten Schlucken das wohlige Gefühl einstellt, dass der Tag jetzt richtig losgehen kann. Oder wenn Sie beim Einkaufen am Samstagnachmittag ein Glücksempfinden über ein neues Kleidungs- stück oder einen Verstärker für die Stereoanlage empfinden. „Wenn man solche Erlebnisse regelmäßig bewusst sucht und als Quelle für Glück empfindet, läuft im Gehirn teilweise der gleiche Prozess ab wie beispielsweise beim Rauchen“, sagt Chantal Patricia Mörsen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin. Sucht, das ist die große Erkenntnis der vergangenen Jahre, braucht keine Substanzen, die der Mensch schlu- cken, einatmen oder sonst irgendwie aufnehmen muss. Es reicht schon, etwas immer wieder zu tun, das Freude bereitet und für kurze Zeit glücklich macht. Den Rest erledigt das Gehirn dann selbst. Die Funktionsweise ist sehr ähnlich. „Beim Rauchen gelangen Substanzen aus dem Zigaretten- rauch über die Lunge und die Blutbahn ins Gehirn und lagern sich dort an sogenannte Zellrezeptoren an, die bei der Aktivierung an der Entstehung eines trügerischen Glücksgefühls mitwirken“, sagt Martina Pötschke-Langer. Die Suchtexpertin leitet das Deutsche Kollaborationszentrum für Tabak- kontrolle der Weltgesundheitsorganisation WHO und arbeitet in der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft. Die gleiche Wirkung könne auch ohne diese Substanzen erzielt werden: „Es ist ja nicht so, dass unser Körper die Rezep- toren extra dafür hat, dass wir Drogen nehmen Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015

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