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Helmholtz Perspektiven November 2015

titEltHEMa ganz andere Zukunft. Ist es so schwie- rig, die richtigen Werte zu bestimmen? Den zukünftigen Klimawandel können wir ja nicht messen, also müssen wir ihn ir- gendwie berechnen. Dazu werden Modelle genutzt. Wir können nur eine Wenn-dann- Beziehung aufstellen, die zum Beispiel heißt: Wenn wir es schaffen, die Schadgas- emissionen auf ein bestimmtes Level zu reduzieren, dann wird sich das Klima auf diese oder jene Weise entwickeln können. Aber wir können das Klima nie genau vorhersagen, weil wir einfach zu vieles nicht wissen, etwa die Entwicklung der Weltbevölkerung, des Wirtschaftswachs- tums, die Zahl der Vulkanausbrüche oder wie wir die Landoberfläche verändern werden. Diese Parameter können wir nur schätzen. Aber alle Klimamodelle ergeben eine Erwärmung der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts. Wie hoch sie tatsäch- lich sein wird, hängt dann von all diesen Bedingungen ab. Wir können daher nur eine mögliche Bandbreite angeben. Deutschland will die Energiewende ohne Atomkraft schaffen. Bis 2050 sollen die Treibhausgas-Emissionen um 80 Pro- zent im Vergleich zu 1990 sinken. Der BP-Chef Bob Dudley hält Deutschland allerdings vor, dass man so nicht vorge- hen sollte, weil durch den Atomausstieg wieder stärker auf Kohle gesetzt werden müsse. Steht der Atomausstieg der Ener- giewende im Weg? Nein, das glaube ich nicht. Der Atomaus- stieg kam schnell, sodass wir im Moment in einer Übergangsphase sind, in der wir kurzfristig wieder etwas mehr auf fossile Brennstoffe zurückgreifen müssen. Lang- fristig war es aber die richtige Entschei- dung. Im Hinblick auf den Klimawandel wären ein langsamerer Atomausstieg und ein schnellerer Umstieg auf erneuerbare Energien zwar wünschenswerter, aber das wäre politisch viel schwieriger umzu- setzen gewesen. Ich glaube, dass diese Übergangsphase dem Klima nicht so sehr schaden wird, dass man sie nicht hätte eingehen dürfen. Und es gibt ja auch noch Gas, sodass wir den Kohleverbrauch gar nicht so weit hochfahren müssen. Glauben Sie, dass Deutschland über- haupt die Voraussetzungen hat, um im großen Stil auf Wind-, Sonnen- und Wasserenergie umzustellen? Auf dem Gebiet bin ich keine Expertin und kann keine Zahlen zum Potenzial nennen, aber Deutschland hat sowohl das technische Knowhow und große Teile der notwendigen Infrastruktur als auch die finanziellen Mittel, um auf erneuer- bare Energien umsteigen zu können. Es ist wohl mehr eine Frage des Wollens und dauert natürlich eine gewisse Zeit. Aber ich sehe keinen Grund, warum Deutschland nicht einen massiven Anteil seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien beziehen könnte. Vieles könnte im eigenen Land generiert werden, etwa durch Wind- und Solaranlagen, insgesamt ist es aber nur im europäischen Verbund möglich. Deshalb hoffe ich, dass vom Klimagipfel in Paris auch ein deutliches Zeichen zur verstärkten Nutzung von Erneuerbaren ausgeht.  Interview: Andreas Fischer 2011 der gipfel von durban Wichtigstes Ergebnis ist die Vereinbarung, bis 2015 ein für alle Staaten verbindliches Abkommen aufzusetzen. Eine Gruppe um die EU-Staaten, die zusammen nur 16 % der weltweiten Treibhausgase verursacht, will ihre CO2 -Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 % gegenüber 1990 senken. 2014 der gipfel von lima Ziel ist der Rohentwurf eines neuen Klimavertrags, doch erreicht wird nur ein Minimalkonsens mit sehr vagen Kriterien zum Klimaschutz. Bis zum Pariser Gipfel 2015 muss der Prozess in den geplanten Vorbereitungstreffen noch deutlich an Fahrt aufnehmen. Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2015 z u r P E r S o n Daniela Jacob (54) leitet seit Juni 2014 das climate Service center germany (gEricS), eine Einrichtung des Helmholtz-zentrums geesthacht. das gEricS ist ansprechpartner für alle Fragen zum Klimawandel und wendet sich als informations- und Beratungsplattform an Entscheidungsträger aus der Politik, der Wirtschaft und an Meinungsführer der öffentlichen Wahrnehmung. Jacob hat Meteorologie an der tu darmstadt studiert und am Meteorologischen institut der uni Hamburg promoviert. darüber hinaus hat sie das wissenschaftliche computermodell rEMo entwickelt, das regionale Klimaszenarien berechnen kann. 11

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