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Helmholtz-Perspektiven 0114

Helmholtz-Perspektiven Januar – Februar 2014 22 forschung Beim Start in Frankfurt drückte ihn die Beschleu- nigung in den Sitz. Neben ihm, am Fenster, saß ein Japaner und schlief. Aber in Schneiders Gesicht zementierte sich ein Lächeln, nein, ein Lachen. Und es ging nicht mehr weg. Minutenlang. Er war euphorisiert. Eine Stewardess fragte ihn, ob es ihm gut gehe. Später führte sie ihn durchs Flugzeug, ließ ihn in den Ruhebereich für die Crew. Nach der Lan- dung ging sie mit ihm ins Cockpit. „Das Fliegen war das Highlight des ganzen Urlaubs“, sagt Schneider heute. Die zweite Aufgabe ist schwieriger. Immer noch sitzt Schneider im Simulator wie eine Statue. Nur die Arme bewegen sich, geschmeidig, millimeterweise. Die Augen starren auf den Bildschirm. Dieses Mal hält er Höhe und Geschwindigkeit. Aber eine Kurve nimmt er zu steil, muss den Kurs korrigieren. Uschi Topp hustet. Bei der dritten Aufgabe berechnet er einmal den Kurs falsch, merkt es aber rechtzeitig. Er fliegt ordentlich. Die Kurven auf ihrem Bildschirm haben sich stabilisiert. Uschi Topp macht sich Notizen und schickt Schneider nach draußen. Drinnen sagt Topp: „Wenn er wirklich nicht geübt hat, war das ziemlich gut. Ein sehr ruhiger Flieger.“ Draußen sagt Schneider zu seinen Mitbewerbern: „Hätte besser laufen können. Bei jedem Fehler hat sie gehustet. Das hat mich fast wahnsinnig gemacht. Ich habe aber versucht, Ruhe auszustrahlen.“ Nach seinem USA-Urlaub wird Bastian Schneider den Gedanken nicht mehr los, beruflich zu fliegen. Er denkt darüber nach, nebenbei als Flugbegleiter zu arbeiten, die Zeit in seiner Firma kann er sich schließlich frei einteilen. Aber er ist nicht der Typ für halbe Sachen. Irgendwann fragt ihn ein Freund im Scherz: „Warum wirst du nicht Pilot?“ Ja, warum eigentlich nicht? Er informiert sich und merkt, dass nicht nur Supersportler Piloten werden können. Dass seine Kurzsichtigkeit kein Problem ist. Dass die meisten Vorstellungen, die über die Pilotenausbildung kursieren, Mythen sind. Ja, es ist schwer, aber nicht unmöglich, denkt Schneider. Ein Jahr grübelt er, drei Monate feilt er an seinem Mo- tivationsschreiben. Er setzt das Blog „Bastian will in den A380“ auf, zunächst können es nur Freunde lesen. Für die Öffentlichkeit freischalten will er es erst, wenn er die Ausbildung beginnt. Er bereitet seine Mitarbeiter darauf vor, dass er die Firma viel- leicht bald verlassen wird. Im Oktober 2012 schickt er die Bewerbung ab. 15:25 Uhr. Bastian Schneider schaut aus dem Fens- ter. Draußen stürmt Orkan Xaver über Hamburg. Der Hamburger Flughafen, nur einen Kilometer entfernt, hat seinen Betrieb eingestellt. Bastian Schneider wartet. In fünf Minuten soll sein Interview beginnen. Volle Konzentration Der Flugsimulator ist nur ein Teil der Aufnahmeprüfung zur Pilotenausbildung

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