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Helmholtz Perspektiven 1411

EDITORIAL28 Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2014 Ein Händchen für Muscheln Corinna Breusing forscht für ihre an. Bild: J. Steffen/GEOMAR Text bis 8. August lagern Unmengen wertvoller Rohstoffe. Sollen wir sie hochholen? Wissenschaft im Sattel Herr Lemke, in Modellrechnungen prognostizieren Sie das Klima der Zukunft. Wie sieht es denn Ende des Jahrhunderts aus in Deutschland? Das hängt davon ab, ob wir weiter so viel CO2 in die Atmosphäre abgeben wie bisher. Wenn wir das tun, dann müssen wir mit einem etwa einen Meter höheren Meeresspiegel rechnen. Die Tempera- tur wird im Mittel um drei bis vier Grad steigen. Sehr heiße und trockene Sommer wie der von 2003 werden schon 2040 die Regel sein. Die Winter werden milder und reicher an Niederschlägen. Was bedeutet das für einzelne Regionen in Deutschland? An den Küsten ist ein heißer Sommer erträglicher, da es dort mehr Wind gibt. In einer Stadt wie Stuttgart dagegen, die in einem Talkessel liegt, wird es Probleme etwa mit dem Luftaustausch geben. Im Al- penvorland ist mit mehr Steigungsregen zu rechnen. Von den großen Alpengletschern wird nicht viel übrig bleiben. In einer Re- gion wie Brandenburg, wo es schon heute im Sommer trockener ist als anderswo in Deutschland, wird es dann noch extremer. Welche Auswirkungen haben denn der steigende Meeresspiegel und höhere Temperaturen? Wir werden die Deiche um einen Meter erhöhen müssen. Das ist sicher machbar, kostet aber natürlich Geld. Und Raum, denn ein höherer Deich braucht einen breiteren Sockel. In anderen Regionen der Welt, beispielsweise in einem flachen und verzweigten Flussdelta, ist das nicht möglich. Dort müssen zahlreiche Menschen umgesiedelt werden. Aber die heißen Sommer werden auch hierzulande zu Problemen führen: Zum einen für die Landwirtschaft, die ohne Bewässerung nicht mehr auskommen wird. Auch das ist vermutlich machbar, da es im Winter mehr Niederschläge geben wird, die das Grund- wasserreservoir wieder auffüllen. Und zum anderen für die Menschen: Im heißen Sommer von 2003 hat es europaweit etwa 20.000 Hitzetote gegeben – und solche Sommer werden ja ab 2040 normal sein. Werden wir auch andere Pflanzen anbauen müssen als heute? Ja, schon heute fragen uns Forstwirte, welche Bäume sie anpflanzen sollen. Geerntet wird so ein Baum ja erst 50 Jah- re später. Für einige einheimische Bäume wie die Fichte wird die Trockenheit ver- mutlich schwierig. Dagegen käme zum Beispiel die Douglasie, ein Nadelbaum aus Nordamerika, mit einem wärmeren und trockeneren Klima gut zurecht. Sie ist aber kein einheimischer Baum und passt so gesehen nicht in unser Öko- system. Wird es mehr extreme Wetterereignisse geben? Das ist immer noch schwierig vorherzu- sagen, denn extreme Wetterereignisse sind selten, so dass wir nur wenige Daten aus der Vergangenheit haben, die wir für Prognosen verwenden können. Klar ist, dass in einer wärmeren Welt mehr Was- serdampf in der Luft ist, der das Potenzial für Niederschläge erhöht. Wir beobachten schon jetzt, dass besonders in Süd- Klimaforscher Peter Lemke im Gespräch über milde Winter, extreme Hagelstürme – und neue Baumarten für Europa „Wir werden die Deiche um einen Meter erhöhen müssen“ Mehr Informationen sowie Audio-Podcasts unter: www.helmholtz.de/ REKLIM

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