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Helmholtz Perspektiven Jan 2015

Helmholtz Perspektiven Januar – Februar 2016 33FORSCHUNG seln und dann möglicherweise auch Transurane. „Wir kennen aus Uranbergbaugebieten Mikroben, die von der Umwandlung des Urans leben“, sagt Stumpf. Dabei verwandeln sie sechswertiges – also sechsfach geladenes – Uran, das gut wasserlös- lich und damit relativ mobil ist, in vierwertiges Uran und scheiden es als schwer lösliche Uran- Phosphorverbindung aus. „Wenn wir so etwas auch für das Plutonium identifizieren könnten, wäre das interessant.“ Thorsten Stumpf ist davon überzeugt, dass die Nachfrage nach gut ausgebildeten Experten in den kommenden Jahren steigen wird. Wenn ab 2016 die systematische Suche nach einem Endlager in Deutschland startet, werden sie drin- gend gebraucht, und zwar über viele Jahrzehnte: Frühestens 2031 soll der Standort feststehen. Im günstigsten Fall können ab 2045 die ersten Behälter einfahren. Die ordnungsgemäße Einlagerung wird Jahrzehnte dauern, eine Aufgabe für die nächsten Generationen von Fachkräften. Trotzdem leisten sich nur noch wenige Universitäten einen Lehr- stuhl für Radiochemie, denn die Kontrollbereiche sind teuer. „Da sehe ich ein riesiges Problem auf Deutschland zukommen“, sagt Stumpf. Michael Sailer geht noch einen Schritt weiter. Er fordert von der Regierung neue Programme, in denen qualifizierter Nachwuchs ausgebildet und Arbeitsplätze in den entsprechenden Fachbehörden geschaffen werden. „Wir brauchen nicht nur für die Suche nach einem Endlagerstandort, für den Bau und den Betrieb Fachleute, sondern natürlich auch für die unabhängigen Kontrollinstanzen.“ Die naturwissenschaftlichen Gesetze gelten auch noch in einer Million Jahren, hier schafft For- schung also Sicherheit. Doch über die gesellschaft- liche Entwicklung der Zukunft lässt sich höchstens spekulieren, selbst Prognosen über zehn Jahre sind nicht zuverlässig. Dieses Thema werde zu wenig reflektiert, meint Thorsten Stumpf. Terrorismus, Wirtschaftskrisen oder Kriege könnten noch viel gefährlicher werden, wenn der hochradioaktive Abfall zugänglich bleibt. Deshalb plädiert auch Stumpf nachdrücklich dafür, ein künftiges Endlager sicher zu verschließen, die Endlagerung dürfe nicht rückholbar sein. Sonst verlagern wir die Verantwor- tung auf spätere Generationen, die niemals von der Kernkraft profitiert haben.  Antonia Rötger In der Helmholtz-Gemeinschaft forschen auch das Karlsruher Institut für Technologie und das Forschungszentrum Jülich zu nuklearer Sicherheit. V O n D e R e n t D e C K u n G D e R K e R n s P A L t u n G B I s z u M e n D L A G e R I n D e u t s C H L A n D Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Strassmann am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin; Lise Meitner und Otto Frisch liefern die Erklärung aus dem schwedischen Exil Die Amerikaner entwickeln im Manhattan-Projekt die Atombombe In Obninsk, Sowjetunion, geht das erste zivile Kernkraftwerk mit 5 Megawatt Leistung in Betrieb Inbetriebnahme von kommerziellen Kernkraftwerken in Deutschland Standortauswahl für ein Endlager in Deutschland, Entscheidung für Gorleben Obertägige Erkundung des Salzstocks Gorleben Im Kernkraftwerk Tschernobyl, Ukraine, kommt es zum GAU Untertägige Erkundung von Gorleben Bundesregierung (rot-grün) beschließt den Ausstieg aus der Kern- energie bis zum Jahr 2020; die Erkundung von Gorleben wird bis 2010 unterbrochen Bundesregierung (schwarz-gelb) beschließt eine Laufzeitverlängerung für die noch 17 laufenden Kernkraftwerke um acht bzw. 14 Jahre Im Kernkraftwerk Fukushima, Japan, kommt es in Folge eines Tsunamis zum GAU Deutschland beschließt den endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022; die Novelle des Atomgesetzes wird mit den Stimmen von CDU/CSU, FDP, SPD und den Grünen beschlossen Das Standortsuchgesetz legt den Fahrplan für ein transparentes Endlager-Suchverfahren fest: Unterschiedliche Regionen in ganz Deutschland mit geeignetem Ton-, Salz- oder kristallinem Gestein sol- len systematisch untersucht und auch Bürger einbezogen werden Start der Suche in drei Stufen: 1.) Beurteilung aller potenziellen Stand- orte, Eingrenzung auf 5-8; 2.) Erkundung mit seismischen Verfahren, Radar sowie Bohrungen, um die 2-3 besten Standorte zu identifizieren; 3.) Erkundung dieser Standorte untertage Festlegung des Standorts; Baubeginn des Endlagers Einbringen der ersten Behälter; Inbetriebnahme des Endlagers unter Überwachung Ende der Einlagerung Sicherer, wartungsfreier Verschluss des Endlagers Quellen: Wikipedia und Endlagerkommission vom 20.4.2015, https://www.bundestag.de/presse/hib/2015_04/-/370688 1938 1945 1954 1962 - 1989 1973 - 1979 1979 - 1983 26. April 1986 1983 - 2000 2000 2010 11. März 2011 30. Juni 2011 Juli 2013 ab 2016 ab 2031 ab 2045 ab 2075 - 2130 2075 - 2130

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