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Auszeichnung

Deutscher Umweltpreis für Helmholtz-Forscher

Die Preisträger: Wolf-Michael Hirschfeld (BDZ), Prof. Dr. Roland A. Müller (UFZ), Dr. Mi-Yong Lee (UFZ), Dr. Manfred van Afferden (UFZ) / Prof. Dr. Antje Boetius (AWI). Bild: Sebastian Wiedling UFZ / Martin Schiller AWI

Der mit 500.000 Euro dotierte Preis geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an die Meeresbiologin Antje Boetius und ein interdisziplinäres Abwasser-Expertenteam aus Leipzig.

Laut der Umweltschutzorganisation WHO haben weltweit über 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa 2,6 Milliarden Menschen leben ohne nennenswerte Abwasserinfrastrukturen. Etwa in Jordanien: Das ohnehin wasserarme Land deckt seinen Trinkwasserbedarf zum überwiegenden Teil aus dem Grundwasser. Verbraucht wird mehr als hinzukommt, und so sinkt der Grundwasserspiegel im Durchschnitt um einen Meter pro Jahr – seit 2015 jedes Jahr sogar um 15 Meter. Das unbehandelte Abwasser verunreinigt die knappen Wasserressourcen.

Seit mehr als zehn Jahren arbeiten Roland A. Müller und sein Team in Projekten an einem „Integrierten Wasserressourcenmanagement“ für Jordanien. Müller leitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ­– UFZ das Umwelt- und Biotechnologische Zentrum. Die Kernidee der Forscher ist ein dezentrales Abwassermanagement. Abwasser soll direkt am Entstehungsort behandelt und zum Bewässern landwirtschaftlicher Flächen genutzt werden. Ein Paradigmenwechsel im Abwassersektor, wo bislang zentrale, mit Kanalnetzen verbundene Systeme dominieren. Das UFZ-Team entwickelte eine, besonders für den Einsatz in Schwellenländern geeignete, neue Generation an naturnahen Abwasserbehandlungsverfahren: Aktiv belüftete Horizontal- und Vertikalfiltersysteme. Neben der sehr guten Reinigungsleistung sind die neuen Technologien energetisch hocheffizient, da ein Betrieb auch passiv, das heißt ohne Wasserpumpen möglich ist und das eingesetzte Belüftungssystem ohne Effizienznachteile einen sehr geringen Energiebedarf aufweist.

Die Leipziger Forscher konnten nicht nur ein funktionierendes System mit Pilotanlagen etablieren. Auch der Wissenstransfer von der Forschung hin zu einem flächendeckenden Praxiseinsatz der entwickelten Verfahren ist gelungen: Das Team hat ein Implementierungsbüro im Jordanischen Wasserministerium gegründet und Entscheidungsträger vor Ort beraten. Das Jordanische Kabinett hat schließlich ein politisches Rahmenwerk für das dezentrale Abwassermanagement verabschiedet, an dem das deutsche Team aktiv mitgewirkt hat. Das „Jordanien-Modell“ stößt auf Interesse weiterer Staaten im Mittleren und Nahen Osten: Im Oman werden Mittel der omanischen Forschungsbehörde zum Bau einer For­schungs-, Demonstrations- und Prüfanlage bereitgestellt.

Für ihren umfassenden Ansatz und ihre Erfolge werden Roland A. Müller und seine Kollegen Manfred van Afferden und Mi-Yong Lee vom UFZ und  Wolf-Michael Hirschfeld, der Initiator des Bildungs- und Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung (BDZ e.V.) in Leipzig, nun mit dem Deutschen Umweltpreis 2018 ausgezeichnet. Den von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) vergebenen und mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis teilen sich die Leipziger Forscher mit der Meeresbiologin Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Die DBU würdigt damit ihre wissenschaftlichen Leistungen in der Tiefsee- und Ökosystemforschung und deren Einfluss auf das Verständnis des weltweiten Klimageschehens und ihr Talent, die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Forschung einer breiten Öffentlichkeit darzustellen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht die Auszeichnung am 28. Oktober in Erfurt.

Deutscher Umweltpreis für Leipziger Expertenteam (Pressemeldung UFZ)

Prof. Antje Boetius erhält den Deutschen Umweltpreis 2018 (Pressemeldung AWI)

Deutscher Umweltpreis an Meeresbiologin Boetius und Leipziger Abwasser-Experten (Pressemeldung DBU)

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