Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Helmholtz Perspektiven 0714

Helmholtz Perspektiven Juli – August 2014 10 Titelthema Blick ins Gehirn  Katrin Amunts und ein Mitarbeiter betrachten einzelne Hirnareale des „Virtual Brain“. Bild: Forschungszentrum Jülich Reicht es denn eigentlich, sich aus- schließlich das Gehirn anzusehen, um es hinterher simulieren zu können? Lippert  Ein Gehirn ohne einen Körper ist ein relativ nutzloses Teil. Es braucht Input und Output, etwa über unsere Sinnes­organe. Durch die Presse geistert immer mal wieder die Idee eines Superrechners, der alle Ergebnisse schon vorrätig hat, bevor wir eines davon wissen wollen. Könnte so ein Quantencomputer beim Nachbau des Gehirns helfen? Lippert  Ich glaube aus physikalisch- technischen Gründen nicht, dass es jemals einen funktionsfähigen physika- lischen Quantencomputer geben wird, obwohl es das idealisierte Konzept eines Quantencomputers und entsprechende Algorithmen selbstverständlich gibt. Natürlich gibt es Quantenprozesse im Gehirn, aber ob die eine Rolle in der Fra- ge des Speicherns und Transportes von Informa­tionen spielen, weiß ich nicht. Singer  In meiner Community werden diejenigen belächelt, die sagen, in einem Gehirn gehe es zu wie in einem Quan- tencomputer. Die werden als Esoteriker nicht ernst genommen. Das Gehirn ist zu warm, zu groß und zu feucht, da kann man nicht von „Wellenfunktionen“ und „Kollaps von Wellenfunktionen“ spre- chen. Aber ich glaube, dass die Evolution mit der Großhirnrinde eine Verarbei- tungsstrategie erfunden hat, die auf einer analogen Ebene verwirklicht, was Quantencomputer könnten: sehr viele Zustände bereithalten, die dann sehr schnell abgerufen werden können. Und das mit nur 30 Watt. Wenn wir nun verstünden, wie das Gehirn funktioniert … Singer  … dann würden wir auch verste- hen, warum es manchmal nicht funktio- niert, und das ist momentan nicht der Fall. Deshalb gibt es keine kausale Therapie für Depression, für Schizophrenie oder Autismus. Lippert  Solches Wissen könnten wir auch nutzen, um neue informationsverar- beitende Prozesse mit unseren Rechnern zu kombinieren. So ein System muss kein Bewusstsein haben, sondern nur in der Lage sein, Muster mit hoher Auflösung zu erkennen. Das wäre eine völlig neue Art von Informationsverarbeitung. Glauben Sie, wir werden das irgendwann noch erleben? Singer  Ja, Sie vielleicht. Lippert  Sie sind ja noch jung.   Interview: Holger Klein

Seitenübersicht