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Helmholtz-Perspektiven

15Forschung Helmholtz Perspektiven September – Oktober 2013 Eine so aufwendige Studie ist in Deutschland ohne Beispiel. Warum sind Sie erst jetzt darauf gekommen? Karl-Heinz Jöckel: Naja, wir arbeiten ja schon sehr lange an dem Konzept der Nationalen Kohorte. Eine erste Arbeitsgruppe dazu wurde bereits 2009 eingerichtet, mit dem Auftrag, Planungen und Vorstudien durchzuführen. Auch ein Studienprotokoll mussten wir entwickeln, das den Ansprüchen der aktuellen medizinischen und epidemiologischen Forschung genügt. Wir haben Ethik-, Datenschutz- und IT-Konzepte erstellt, die von unabhängigen Prüfern begutachtet worden sind. Das hat jede Menge Zeit gekostet. Aber es hat sich gelohnt: Jetzt können wir es kaum erwarten, mit dem ersten Probanden zusammen- zuarbeiten. Welche Erkrankungen nehmen Sie bei Ihrer Studie unter die Lupe? Karin Halina Greiser: Im Vordergrund stehen chronische Krankheiten mit hoher gesellschaft- licher Relevanz, etwa Herz-Kreislauf-Erkran- kungen, Krebs, Diabetes, Lungenerkrankungen, Demenz und Depressionen. Es geht aber auch um Erkrankungen des Muskel- und Skelett- systems sowie um Nieren- oder Magen-Darm- Erkrankungen. Kann diese Studie endlich alle Fragen zur Entste- hung der Volkskrankheiten beantworten? Jöckel: Es wird immer offene Fragen geben, da müs- sen wir uns nichts vormachen. Aber die Nationale Kohorte wird einen ganz erheblichen Erkenntnis- gewinn liefern, der für die weitere Erforschung von Volkskrankheiten, ihrer Entstehung und Vermeidung immens wichtig ist. Greiser: Im Fokus stehen die Früh- und Vorstufen von Erkrankungen. Wir sehen deshalb einen langen Beobachtungszeitraum vor, um immer wieder Infor- mationen zum Gesundheitszustand der Probanden einzuholen. So können wir zum Beispiel rückbli- ckend feststellen, ob es bei später erkrankten Probanden vorher schon Faktoren gab, die deutlich ausgeprägter waren als bei gesunden Vergleichs- personen. Die Studie basiert auf der riesigen Zahl von Teilnehmern. Aber wie finden Sie 200.000 Men- schen, die über Jahrzehnte hinweg ständig zum betreuenden Arzt gehen? Jöckel: Moment, von ständigen und über Jahrzehnte sich fortsetzenden Arztkonsultationen kann keine Rede sein. Es geht um zwei Untersuchungen im Laufe von etwa zehn Jahren. Und zur Auswahl der Probanden: Sie werden per Es ist eine spektakuläre Studie, die im kommenden Jahr startet: Mit 200.000 Pro- banden planen Forscher die bislang größte deutsche Langzeit-Gesundheitsuntersu- chung. Die Wissenschaftler Karl-Heinz Jöckel und Karin Halina Greiser im Gespräch über Blutproben, Datenschutz – und die Hoffnung auf neue Therapien Deutschland im Querschnitt

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