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im Sommer hat die Europäische Kommission ihren Vorschlag für das EU-Budget ab 2028 veröffentlicht – und für ein eigenständiges EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FP10). Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat dazu mit ihrer Stellungnahme Nachjustierungsbedarf aufgezeigt und Empfehlungen ausgesprochen. Besonders sensibel wird in den kommenden Verhandlungen sein, wie Forschungsthemen im neuen Europäischen Wettbewerbsfonds behandelt werden. Stichwort Wettbewerbsfähigkeit: In Brüssel widmen wir uns diese Woche der Innovationskraft von großen Forschungsinfrastrukturen. Sie können eine Plattform für die langfristige Zusammenarbeit mit der Industrie bieten und so massiv zur EU-Wettbewerbsfähigkeit beitragen – bei unserer Jahresveranstaltung bringen wir Forschung, Politik und Industrie zusammen, um zu diskutieren, wie wir dieses Potenzial am besten ausschöpfen. Viel Spaß beim Lesen! |
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Lässt sich anhand Ihrer persönlichen Krankengeschichte vorhersagen, mit welchen Gesundheitsproblemen Sie in den nächsten zwei Jahrzehnten konfrontiert sein könnten? Dass dies möglich ist, zeigen nun Forschende des EMBL, des DKFZ und der Universität Kopenhagen. Sie haben ein generatives KI-Modell entwickelt, das auf der Basis umfangreicher Gesundheitsdaten abschätzt, mit welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der oder die Einzelne im Laufe der Zeit rechnen muss. Es kann das Risiko und den Zeitpunkt von über 1.000 Krankheiten prognostizieren und Gesundheitsentwicklungen über einen Zeitraum von zehn Jahren vorhersagen. Die Algorithmen, auf deren Basis das neue generative KI-Modell entwickelt wurde, ähneln denen, die in großen Sprachmodellen (LLMs) verwendet werden. Das Modell wurde zunächst mithilfe anonymisierter Patientendaten von 400.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der UK Biobank trainiert. Anschließend prüften die Forschenden es erfolgreich mit Daten von 1,9 Millionen Personen aus dem dänischen nationalen Patientenregister. Das Modell ist die bislang umfassendste Demonstration dafür, wie generative KI den Verlauf menschlicher Krankheiten in großem Maßstab modellieren kann, und wurde anhand von Daten aus zwei völlig getrennten Gesundheitssystemen geprüft. Wie Wettervorhersagen liefert auch das neue KI-Modell Wahrscheinlichkeiten und keine Gewissheiten. Es kann das Schicksal einer bestimmten Person nicht genau vorhersagen, sondern bietet gut kalibrierte Schätzungen darüber, wie wahrscheinlich bestimmte Erkrankungen in einem bestimmten Zeitraum auftreten werden. Zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, innerhalb des nächsten Jahres eine Herzerkrankung zu entwickeln. Diese Risiken werden als Zeitraten ausgedrückt, ähnlich wie bei der Vorhersage einer 70-prozentigen Regenwahrscheinlichkeit für morgen. Hier sind Vorhersagen über einen kürzeren Zeitraum für gewöhnlich präziser als langfristige Prognosen. In Zukunft könnten KI-Tools mit repräsentativeren Datensätzen trainiert werden und Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, Hochrisikopatient:innen frühzeitig zu identifizieren. Die Vorhersage zukünftiger Gesundheitsbedürfnisse käme den Gesundheitssystemen zugute, die besser planen und Ressourcen effizienter zuweisen könnten – vor allem angesichts einer alternden Bevölkerung und der steigenden Rate chronischer Erkrankungen. Bevor KI-Modelle jedoch in einer klinischen Umgebung eingesetzt werden können, sind noch viele weitere Tests sowie robuste regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich. KI-Modell prognostiziert Krankheitsrisiken Jahrzehnte im Voraus (DKFZ)
Magmaverlagerung löste Zehntausende Erdbeben aus Poröse organische Struktur verbessert Lithium-Schwefel-Batterien |
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Die größte Faszination liegt in der Vielfalt der Themen am HZI: vom Auftreten neuer Infektionskrankheiten über Strategien gegen Antibiotikaresistenzen bis hin zum One-Health-Ansatz, der auch Klimawandelszenarien einbezieht. In Ausnahmesituationen wie einer Pandemie spürt man die Intensität in der Pressestelle besonders – dann zählt jede Stunde, Forschungsergebnisse müssen schnell, präzise und verständlich kommuniziert werden. Dieses Zusammenspiel aus Adrenalin, Verantwortung und Teamgeist begeistert mich. Forschung so zu vermitteln, dass sie Orientierung gibt und Vertrauen schafft, ist für mich der Kern. Mit meinem Team Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen, ist herausfordernd und zugleich das am meisten Sinnstiftende an meiner Arbeit.
Ich würde ein großes internationales Kultur-, Wissenschafts- und Bürgerprojekt zur Infektionsforschung starten – weil Bildung und Aufklärung zu Mikrobiologie und einem sicheren Umgang mit Infektionen in unserer Gesellschaft noch viel zu kurz kommen. Als Highlight stelle ich mir eine immersive Ausstellung mit neuen narrativen Formaten vor: VR-Erlebnisse, die in historische und zukünftige Szenarien eintauchen lassen, künstlerische Perspektiven sowie Stimmen von Betroffenen und Forschenden weltweit, die das Unsichtbare sichtbar machen. Ergänzt durch Filme, Podcasts, Social Media und Citizen-Science-Projekte. Schulen und Kitas erhielten kostenlose Bildungsmaterialien. Im Zentrum stünde die Frage: Wie können wir Infektionsforschung so erzählen, dass Menschen nicht Angst haben, sondern handlungsfähig werden?
Ich würde Lydia Rabinowitsch-Kempner einladen – eine der ersten Professorinnen in Berlin und Pionierin der Tuberkuloseforschung, heute fast vergessen. 1920 übernahm sie die Leitung des bakteriologischen Instituts in Moabit. Ihr Mut, sich in einer männerdominierten Wissenschaft durchzusetzen, beeindruckt mich – umso mehr, als sie in der NS-Zeit aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt wurde. Zum Dessert gäbe es Milchreis – eine Hommage an ihr Forschungsfeld, da Tuberkulose einst oft über Rohmilch übertragen wurde. Da ich nebenberuflich Science-Thriller schreibe, würde ich auch Stephen King einladen. Mit ihm würde ich über Spannung in der Wissenschaftskommunikation sprechen – und wie Fakten zu Geschichten werden, die Menschen bewegen. Das wäre eine spannende Runde. |
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Geschichte wiederholt sich. Im Jahr 2010 waren seltene Erden schon einmal in aller Munde. Die Presse berichtete täglich über Dysprosium oder Neodym – und darüber, dass Europa von Lieferungen aus China abhängig sei. Damals hatte China sein Monopol auf seltene Erden zum ersten Mal als geostrategisches Werkzeug eingesetzt und ein Exportverbot verhängt. Die daraus resultierende Panik in Industrie und Politik verdeutlichte, dass man die Rolle der Rohstoffe als Grundlage industrieller Produktion zu lange ignoriert hatte. Man suchte zunächst nach kurzfristig verfügbaren alternativen Quellen. Die geologische Erkundung boomte: Es wurde schnell klar, dass es weltweit – auch in der Europäischen Union – eine große Zahl von Lagerstätten mit seltenen Erden gibt. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Regierungen reagierten rasch auf deren Verknappung. So formulierte die Bundesregierung im Jahr 2010 eine „Nationale Rohstoffstrategie“, stimulierte mit Förderprogrammen gezielt Forschung und Innovationen und rief zwei neue Institutionen ins Leben: Die Deutsche Rohstoffagentur in Berlin sammelt Rohstoffdaten und steht der deutschen Industrie beratend zur Seite. Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie erforscht Technologien für einen effizienten Umgang mit mineralischen und metallischen Rohstoffen. So ist die Rohstoffforschung mittlerweile fester Bestandteil des Portfolios der Helmholtz-Gemeinschaft. Man könnte nun annehmen, dass wir aus der „Seltene Erden“-Krise im Jahr 2010 unsere Lehren gezogen hätten, und dass sich das Monopol Chinas nach 15 Jahren relativiert hat. Doch weit gefehlt. Preise für seltene Erden normalisierten sich mit der Erleichterung chinesischer Exportbeschränkungen schon im Jahr 2012. Seltene Erden aus China zu importieren, war also wieder billiger, als alternative Rohstoffquellen zu erschließen, und so erschien die Notwendigkeit eines strategischen Schulterschlusses zwischen Industrie und Politik für eine resiliente Rohstoffversorgung nicht mehr dringlich. In der Folge versäumte man es, Lieferketten zu diversifizieren, strategische Rohstofflager zu etablieren, eigene Förder- und Verarbeitungsstrukturen aufzubauen, in systematisches Recycling zu investieren oder Substitute für die seltenen Erden zu etablieren. Auch die vielversprechenden Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschung – zum Beispiel zum Recycling von Neodymmagneten – fanden keinen Eingang in die heimische Industrie: Es fehlten Abnehmer und Kapital. Auch die im Jahr 2023 von der EU verabschiedete Verordnung zu kritischen Rohstoffen hat daran bisher nichts geändert. So wuchs die Dominanz Chinas entlang der Wertschöpfungskette seltener Erden in den vergangenen 15 Jahren sogar noch weiter. So kam es, wie es kommen musste – Geschichte wiederholt sich: Seit Beginn des Jahres 2025 nutzt China sein Monopol ein zweites Mal als geostrategisches Werkzeug – dieses Mal im Zollkonflikt mit den USA. Und wieder zeigen sich Industrie und Politik wenig vorbereitet. Im Zuge dieser zweiten Versorgungskrise darf man sich nun fragen, ob die öffentlich finanzierte Forschung in Deutschland im Jahr 2025 eine andere Rolle einnehmen kann als 2010. Vor 15 Jahren musste zunächst Pionierarbeit geleistet werden; Forschung zu Rohstoffen hatte für über 30 Jahre keinerlei Priorität mehr genossen. Es mussten neue Kompetenzen und Kapazitäten aufgebaut werden. Diese sind heute im Gegensatz zu 2010 verfügbar. Rohstoffforschung im Jahr 2025 benötigt daher eine deutlich kürzere Anlaufzeit – rasche Fortschritte können erwartet werden. Dabei steht ein breites Portfolio an attraktiven Forschungsthemen zur Verfügung, das von der Materialforschung zur Substitution bis zum Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft für seltene Erden reicht. Es gibt jedoch ein wichtiges Hindernis, welches die Wirksamkeit von Forschung und Innovation auch im Jahr 2025 begrenzen wird: Es ist das Fehlen geeigneter Forschungsinfrastrukturen, um neuartige Rohstofftechnologien rasch zu skalieren und zum Transfer in die Industrie vorzubereiten. Innovation braucht Investitionen, dies gilt besonders für die Forschung zu Rohstoffen in Deutschland. Die Zeit für diese Investitionen drängt, wenn wir dem Einsatz von seltenen Erden als geostrategisches Werkzeug in der Zukunft gelassener begegnen wollen. |
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Brain Circulation: Anlässlich der GAIN-Konferenz in Boston diskutieren mehrere Präsident:innen deutscher Forschungsorganisationen im SWR die Frage: Wie attraktiv ist Deutschland für Forschende aus den USA? Unter ihnen ist auch Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler. Er plädiert in diesem Zusammenhang für eine stärkere Willkommenskultur, um Deutschland als Forschungsstandort für junge internationale Talente, die unter anderen Bedingungen in die USA gegangen wären, attraktiver zu machen. Grüner Wasserstoff: Der NDR berichtet, wie Forschende am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel an einem System arbeiten, das aus Meerwasser auf offener See Wasserstoff produziert. Die Anlage verwendet dafür überschüssige Windenergie und das Meerwasser rund um die Windkraftanlagen. Ziel ist es, die Salzwasserelektrolyse zu verbessern – mithilfe von Bakterien aus Nord- und Ostsee und überschüssiger Windenergie aus Offshore-Windparks. Klima und Umwelt: Laut dem „Planetary Health Check 2025“ sind inzwischen sieben von neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten. An der Studie, die vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) koordiniert wurde, waren auch Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) beteiligt. Sie untersuchten dabei die neunte Grenze – die Einführung neuartiger Substanzen. Die FAZ berichtet. Gamechanger: In ihrer Reihe „Ideen, die unsere Welt verändern und verbessern“ präsentiert die WirtschaftsWoche ein Projekt, an dem auch das Forschungszentrum Jülich beteiligt ist: den genetischen Bauplan für einen biologischen Ölvernichter. Dieser könnte der Agrar-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie dazu verhelfen, erdölbasierte Chemikalien zu ersetzen, und so den Weg zu einer CO₂-freien Produktion ebnen. Raumfahrt: In einer ausführlichen Reportage berichtet Der Spiegel über die neuesten Features der Mondsimulationsanlage LUNA des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln: Dazu gehören unter anderem ein Seilsystem, das die sechsfach geringere Schwerkraft des Mondes nachbildet, sowie Schlafkojen für mehrtägige Testaufenthalte. Die LUNA-Anlage simuliert die Verhältnisse auf der Mondoberfläche und bereitet so Astronaut:innen sowie Roboter für den Einsatz auf dem Mond vor. |
Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin Redaktion: Sebastian Grote, Franziska Roeder, Martin Trinkaus Bilder: Phil Dera (Editorial) Noch kein Abo? Hier geht's zur Registrierung Wenn Sie unseren Newsletter nicht mehr erhalten möchten, klicken Sie einfach hier: Newsletter abbestellen © Helmholtz
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