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| | | Frau Helling-Moegen, was hat Sie besonders motiviert, sich für die Position der Geschäftsführung zur Wahl zu stellen? | | |
Wir erleben aktuell eine unglaublich dynamische Phase für das Forschungsmanagement. Die Anforderungen an wissenschaftliche Organisationen verändern sich grundlegend – durch Digitalisierung, neue Kooperationsformen oder den gestiegenen Erwartungsdruck aus Gesellschaft und Politik. Gerade in dieser Situation braucht es forschungsnahe, strategisch gut aufgestellte Strukturen, die exzellente Wissenschaft möglich machen. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist hier Vorreiter: Sie ist lösungsorientiert, stellt sich langfristigen Herausforderungen und verbindet Grundlagenforschung, Anwendung und Großinfrastruktur auf einzigartige Weise. Die programmatische Ausrichtung von Helmholtz habe ich schon früh als strategisches Alleinstellungsmerkmal wahrgenommen – sie war auch Thema meiner Dissertation und hat meine Perspektive auf die Gemeinschaft bis heute mitgeprägt.
| | | Mit welchen Chancen und Herausforderungen sehen Sie Helmholtz in den kommenden Jahren konfrontiert? | | |
Die großen Zukunftsfragen – von Gesundheit und demografischem Wandel bis zu Energie, Klima und Digitalisierung – zeigen, wie zentral der Beitrag von Wissenschaft für unsere Gesellschaft ist. Helmholtz bringt dafür sehr gute Voraussetzungen mit: die thematische Breite, exzellente Infrastrukturen, internationale Sichtbarkeit und die Fähigkeit, komplexe Themen in Programmen strategisch zu bearbeiten. Gleichzeitig erleben wir weltweit, dass Wissenschaft stärker unter Druck gerät – durch politische Dynamiken, neue Erwartungen, aber auch durch wachsenden Wettbewerb. Für uns heißt das: Wir müssen resilienter werden – inhaltlich, organisatorisch und in unserer internationalen Zusammenarbeit.
| | | Was bedeutet das konkret? | | |
Wir sollten gezielt daran arbeiten, internationaler zu werden: durch Personalgewinnung, durch tragfähige Partnerschaften und durch ein Umfeld, das Talente aus der ganzen Welt anspricht. Das braucht nicht nur neue Allianzen, sondern auch Pflege gewachsener Beziehungen. Auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird unsere Arbeit zunehmend verändern – in der Forschung selbst, aber auch in ihrer Organisation. KI kann helfen, Prozesse zu beschleunigen, Daten besser nutzbar zu machen und Verwaltungsaufgaben neu zu strukturieren. Für Helmholtz liegt darin Potenzial – wenn wir den Einsatz klug planen, wissenschaftlich fundiert und verantwortungsvoll.
| | | Welche Themen möchten Sie in den ersten 100 Tagen besonders in den Fokus nehmen? | | |
Zunächst freue ich mich auf das persönliche Kennenlernen mit dem Team der Geschäftsstelle. Dieser direkte, vertrauensvolle Austausch ist mir wichtig – für das gemeinsame Verständnis, aber auch, um Erwartungen frühzeitig zu klären. Gemeinsam mit Martin Keller werden wir das Onboarding in der Geschäftsführung gestalten. Zugleich beginnen wir in einer Zeit, die auch strategisch sehr anspruchsvoll ist. Die Umsetzung der Hightech Agenda des Bundes wird uns in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen – nicht nur als politische Initiative, sondern auch als operative Aufgabe für die Geschäftsstelle und die Gemeinschaft. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der anstehenden strategischen Begutachtung der Programme. Wir werden uns in der Geschäftsstelle eng abstimmen, wie wir diesen Prozess klar strukturiert, verlässlich und serviceorientiert begleiten können. Und nicht zuletzt ist es mir ein Anliegen, den internen Dialog zu stärken – über Forschungsbereiche, über Funktionen hinweg. Die Vielfalt von Helmholtz ist eine große Stärke. Damit sie wirksam wird, braucht es Räume für konstruktives und produktives Miteinander.
| | | Wissenschaft steht in engem Austausch mit Gesellschaft und Politik. Was ist Ihre Vision für diesen Dialog und wie sollte Helmholtz diesen Diskurs mitgestalten? | | |
Wir müssen noch stärker erklären, wie Forschung konkret zum verbesserten Lebensstandard der Menschen beiträgt, indem sie z.B. neue Technologien, verlässliche Daten oder medizinische Durchbrüche ermöglicht. Gleichzeitig sollten wir sehr genau zuhören: Was bewegt die Gesellschaft? Welche Erwartungen gibt es an Wissenschaft, und wo müssen wir vielleicht neue Antworten finden? In der Helmholtz-Gemeinschaft gibt es für diesen Dialog bereits viele gute Formate – auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Ich sehe darin eine Daueraufgabe, die wir gemeinsam mit den Zentren weiterentwickeln sollten – differenziert, offen und mit klarem Blick auf unsere Verantwortung.
Das ganze Interview mit Sabine Helling-Moegen lesen Sie hier
Das Gespräch führte Sebastian Grote.
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