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Helmholtz-Perspektiven 03

27Forschung Helmholtz Perspektiven November – Dezember 2013 passiert, dauert es im absoluten Optimalfall zwölf Stunden bis nach Kapstadt – allerdings reine Flug- zeit. Die Wetterbedingungen müssen stimmen, das Flugzeug muss organisiert und startklar gemacht werden und so weiter. Es würde wohl drei Tage dauern, bis wir einen Patienten in ein Krankenhaus bringen können. Entschädigt Sie für die Einsamkeit wenigstens eine idyllische Umgebung? Oh ja, die ist tatsächlich sensationell. Wir haben im Wohnzimmer eine große Fensterfront, durch die wir nach Süden hin die volle Schönheit der Antarktis sehen. Wenn die Sonne aufgeht und untergeht, das ist umwerfend. Ihr Wohnzimmer? Ja. Wir haben ein Wohnzimmer, das wir Lounge nennen. Dort gibt es eine Bar, einen Billardtisch und ein großes Sofa. Eigentlich ist es ganz gemütlich bei uns auf der Station. Auf jeden Fall haben Sie etwas, wovon in Deutschland viele träumen: weiße Weihnachten. Stimmt. Und einsam ist es hier auch nicht. Weihnachten ist high life: Es fällt ja bei uns in die Sommerzeit, die von November bis Februar dauert. Da sind richtig viele Leute hier, so zwischen 30 und 50. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Das ist im Winter anders, da sind wir nur neun Personen, mit denen wir ganz auf uns allein gestellt sind: Wir haben zwei Geophysiker, eine Meteorologin, eine Luftchemikerin, einen Elektriker, einen Ingenieur, einen Koch, einen Funker und mich als Ärztin und Stationsleiterin. Also ein eher trubeliges Fest, oder? Wir haben leider kaum Zeit: In den Sommermonaten arbeiten wir selbst Feiertage und Sonntage durch. Wir müssen die Schiffe entladen, Reparaturen erledigen und etliche kleine Arbeiten, die wir nur im Sommer machen können. Zu Weihnachten gönnen wir uns zumindest einen freien Tag. Da stellen wir ein kleines Bäumchen auf und sitzen ein paar Stun- den zusammen. Bei haltbarem Essen aus der Dose und Wein aus dem Tetrapack? (lacht) Vergangenes Jahr haben unsere Köche sogar ein Viergang-Menu gezaubert. Das war großartig! In den warmen Monaten gibt es immer frische Lebensmittel. Ein Versorgungsflieger kommt im Sommer acht- bis zehnmal und bringt Obst, Gemüse und eigentlich alles, was das Herz begehrt. Das ist dann im Winter wieder anders – da gibt es keinen Nachschub an frischem Essen und wir müssen uns den Vorrat gut einteilen. Tiefkühlgemüse und Co haben wir jedoch genug. Fehlt Ihnen die Weihnachtszeit? Weihnachten selbst brauche ich eigentlich nicht, aber die Vorweihnachtszeit vermisse ich schon: die Kerzen, die überall aufgestellt werden, die Weihnachtsmärkte mit Glühwein und Plätzchen... Aber andererseits: Es ist so einzigartig hier in der Antarktis – das entschädigt für vieles. Interview: Janine Tychsen Immer im Einsatz Barbara Fiedel (35) ist seit Dezember 2012 Ärztin und Leiterin der Neumayer III-Station. Bild: Stefan Christmann

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