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Klimawandel

Grönlands Eis schmilzt auch von unten

Bild: I. Sasgen, GFZ - Schwimmende Eisberge vom größten Gletscher Grönlands, Jakobshavn Isbrae. Die glatte Seite zeigt den Teil des Eisbergs, der bereits durch unterseeischem Schmelzen aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und gekippt war.

Der Eispanzer Grönlands verliert jährlich mehr als 200 Milliarden Tonnen Eis. Doch nicht nur steigende Luft- und Wassertemperaturen sorgen für das Abschmelzen des Eisschildes. Ein bisher vernachlässigter Faktor in diesem Geschehen ist die teilweise sehr dünne oberste Erdschicht Grönlands. An dünnen Stellen taut der Wärmefluss aus dem Erdinneren das Eis an. Dies beeinflusst besonders den Abfluss großer Eismassen aus dem Inneren des Eisschildes.

Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ haben im Rahmen der internationalen Initiative IceGeoHeat das komplexe Wechselspiel von geothermischer Heizung und dem grönländischen Eisschild untersucht. Sie konnten zeigen, dass die Dicke der obersten Erdschicht Grönlands sehr stark variiert und dass die Vernachlässigung des hohen Wärmeflusses aus dem Erdmantel in den bisherigen Modellen eine zu starke Vereinfachung darstellt. Die GFZ-Wissenschaftler Alexey Petrunin und Irina Rogozhina koppelten ein Eis-/Klimamodell mit einem thermomechanischen Modell für die oberste Erdschicht, die so genannte Lithosphäre Grönlands. "Wir waren sehr überrascht, wie heterogen die Lithosphäre in Grönland beschaffen ist. Selbst in sehr nah beieinander liegenden Orten kann die Temperatur des Erdbodens sehr unterschiedlich sein", erklärt Irina Rogozhina vom GFZ.

Etwa 60% des Eisverlustes Grönlands kommt durch den Eisfluss zustande. Im Inneren des Eisschildes gebildetes Eis gelangt durch riesige Ausflussgletscher als Eisberge ins Meer. Die Eisberge erreichen wärmere Gewässer und tauen schließlich ab. "Vor allem dieser Prozess lässt sich durch die Einbeziehung des Wärmeflusses aus der Lithosphäre besser verstehen", sagt Rogozhina. Die Wissenschaftler vermuten, dass durch das Antauen der unteren Eisflächen große Eismassen leichter in Bewegung geraten können und als Eisberge ins Meer gelangen.

Klimaforscher beschäftigen sich intensiv mit den Folgen und den Ursachen des schmelzenden Eisschildes Grönlands. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Verlust des Grönlandeises etwa 0,7 Millimeter zum jährlichen Anstieg des Meeresspiegels von drei Millimetern beiträgt. Besonders die Wechselwirkungen zwischen Temperaturanstieg und den kontinentalen Eismassen sind komplex und Gegenstand intensiver Forschung.

Pressemitteilung des GFZ

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