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HELMHOLTZ Extrem

Das älteste Eis der Welt

Wissenschaftler vor dem ersten 100 Meter Eiskern. Bohrer im Hintergrund. Foto: Martin Leonhardt, AWI

Polarforscher suchen das älteste Eis der Welt. Die darin eingeschlossene Luft gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Atmosphäre in einer Zeit, in der sich die Klima-Rhythmik des Planeten grundlegend änderte.

Olaf Eisen hat sich auf die Suche gemacht: Er sucht das älteste Eis der Welt. In Eiskernen ist die Luft vergangener Zeiten eingeschlossen. Die eingeschlossene Luft gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Atmosphäre zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Geschichte unseres Planeten. Informationen, die man ablesen kann, wenn man die Kerne analysiert. So könnte eines der Rätsel der Klimageschichte gelöst werden, der Wechsel der Periodizität der Warm- und Kaltzeiten.

„Wir wissen zwar, dass es vor 900.000 bis 1.200.000 Jahren einen Rhythmuswechsel gab, der dazu geführt hat, dass sich Warm- und Kaltzeiten nicht mehr alle 40.000 Jahre abwechseln, sondern nur noch alle 100.000 Jahre“, sagt Eisen, Projektkoordinator des EU finanzierten Vorhabens „Beyond EPICA – Oldest Ice“ vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). „Wir wissen nur leider nicht welche Rolle Treibhausgase bei dieser Entwicklung spielen, da uns geeignete Proben fehlen“. Sedimentkerne, die sonst für solche Analysen genutzt werden, speichern keine Gase und sind deshalb unzureichend. Der aktuell älteste Eiskern reicht rund 800.000 Jahre zurück.

Die Analyse des ältesten Eises könnte also helfen, die Folgen des aktuellen Klimawandels besser einzuschätzen. Aktuell ist die Suche nach dem ältesten Eis der Erde besonders wichtig, da der Mensch mit seinem Lebenswandel den Gehalt des Treibhausgases in der Atmosphäre sehr stark verändert. „Herauszufinden, ob die Treibhausgase damals der Treiber des Periodizitätswechsels war oder nur ein Getriebener, könnte helfen, künftig bessere Voraussagen über den Einfluss der Gase auf den Klimawandel machen zu können“, sagt Eisen.

Dazu muss man es allerdings erstmal finden. „Wir kennen aus früheren Untersuchungen Gebiete, in denen durch starke Winde Eis von tief unten an die Oberfläche kommt. Aus diesen Beprobungen haben wir bereits Eis, das das richtige Alter hätte. Allerdings sind das nur einzelne Proben. Um den Klimawandel nachvollziehen zu können, müssen wir einen kontinuierlichen Eiskern haben, der keine Störung hatte“, sagt Olaf Eisen. Gesucht wird also ein Ort, der möglichst alt ist und keine größeren Störungen von außen erfahren hat. Außerdem muss man darauf achten,  dass es durch die Fließdynamik von Eis auf sehr kleinen Skalen von wenigen Metern zu Störungen kommen kann, die eine Analyse beziehungsweise Rekonstruktion verhindern. Zwei Orte die gut geeignet scheinen, sind in der Nähe der Polarstationen Dome C und Dome Fuji in der Ostantarktis. An beiden Orten wurde bereits sehr altes Eis entdeckt. Nun versuchen die Wissenschaftler aus insgesamt zehn verschiedenen europäischen Ländern im weiteren Umkreis dieser Standorte das älteste Eis der Welt zu finden.

Die Suche nach dem ältesten Eis (AWI)

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