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Wissenschaftsbild des Monats

Bedrohte Vielfalt in der Tiefsee

Bild: GEOMAR

Sie wirkt fragil und ist doch in der Lage einem Druck von 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter standzuhalten. Die Seeanemone in 4.000 Meter Tiefe zwischen Hawaii und Mexiko ist aber auch noch einem ganz anderen Druck ausgesetzt.

Mit diesem Wissenschaftsbild des Monats begeben wir uns in eine Umgebung, in der scheinbar zarte Geschöpfe einen fast unglaublichen Druck aushalten müssen – die Tiefsee. Zu sehen ist eine Seeanemone vermutlich der Gattung Bolocera auf dem Meeresboden des Zentralpazifiks in rund 4100 Metern Wassertiefe. Die Wassersäule lastet in dieser Tiefe mit mehr als 400 Kilogramm auf jedem Quadratzentimeter Oberfläche. Daran haben sich die Seeanemonen und andere Tiefseebewohner wie Seegurken, Schwämme, Weichkorallen, Fische sowie unzählige Arten von Mikroorganismen angepasst.

Menschliche Aktivitäten könnten ihren Lebensraum in naher Zukunft allerdings stark verändern oder sogar zerstören. In einem Gebiet zwischen Hawaii und Mexiko, das unter dem Namen Clarion-Clipperton-Zone bekannt ist, ist der Meeresboden mehr oder weniger dicht mit Manganknollen bedeckt. Diese etwa Kartoffel-großen Erzklumpen enthalten begehrte Metalle, wie Kupfer, Kobalt oder Nickel, und werden international als mögliche Rohstoffquellen diskutiert. Um die Auswirkungen eines potenziellen Erzabbaus in der Tiefsee auf das dortige Ökosystem abschätzen zu können, hat das multinationale, am GEOMAR Helmholtz-Zentrum dür Ozeanforschung Kiel koordinierte Forschungsprojekt „MiningImpact“ in der ersten Jahreshälfte 2019 zwei Expeditionen mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE in die Clarion-Clipperton-Zone unternommen. Dabei hat der Tiefseeroboter ROV KIEL 6000 auch dieses Bild aufgenommen. Ergebnisse der Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Biodiversität in den Manganknollengebieten deutlich größer ist, als bisher angenommen. Die Artenzusammensetzung unterscheidet sich außerdem regional sehr stark, was bei der Planung von Schutzgebieten berücksichtigt werden sollte. Diese Erkenntnisse fließen ein in die internationalen Verhandlungen für ein Regelwerk, das die Internationale Meeresbodenbehörde ISA aktuell für die zukünftige Erzgewinnung in der Tiefsee erarbeitet. 

Tiefsee-Bergbau belastet Umwelt auf Jahrzehnte

Jan Steffen / GEOMAR

Franziska Roeder

Multimedia Editor
Helmholtz-Gemeinschaft