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Helmholtz-Perspektiven 0114

Helmholtz-Perspektiven Januar – Februar 2014 6 Die Autowerkstatt an der Leipziger Ausfallstraße  war für Jonathan Velleuer die ideale Anlaufstelle:  Die Mechaniker dort erledigen Schweißarbeiten aller Art, ohne groß nachzufragen. Zum Beispiel, warum einer wie Velleuer einen maßgeschneiderten Metalltisch mit besonderen Vorrichtungen braucht. „Na, um Magnetfelder vermessen zu können“, sagt der Physiker, als sei das das Normalste überhaupt –   und stößt gleich darauf einen Seufzer aus. So sei das eben, wenn man plötzlich selbstständig ist: „Ob Personalsuche, Patentrecht, Produktentwicklung oder eben Werkstattarbeiten, auf einmal muss man sich um alles selbst kümmern.“ Jonathan Velleuer hat die Seiten gewechselt. Nach seiner Doktorarbeit an der Universität von Bristol und einer kurzen Zwischenstation in einer Unternehmensberatung gehört der 32-Jährige zum Gründungsteam der Firma MD-5. Spin-offs oder auch Ausgründungen heißen solche Unternehmen, die aus der Forschung hervorgehen. Velleuer und seine Kollegen wollen in ihrer Firma eine Technik entwickeln, die Magnetfelder für die medizinische Behandlung einsetzt: So wollen sie im Gehirn von Schlaganfallpatienten die Durchblutung gezielt beeinflussen, ohne in den Körper einzudringen.  Irgendwann einmal, das ist das Ziel der Gründer, soll jeder Krankenwagen ein solches Gerät zur  intelligenten Magnetstimulation an Bord haben. Unternehmen, die aus der Wissenschaft entstehen, liegen im Trend: Allein 2012 wurden in Deutsch- land mehr als 1000 Firmen aus Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen heraus gegründet, Tendenz steigend. Unterstützung kommt aus der Politik; das Förderprogramm EXIST etwa unterstützt die akademischen „Entrepreneurs“, wie sich einige von ihnen selbst neudeutsch-schmissig nennen, pro Jahr mit 15 Millionen Euro. Auch die Forschungsorganisationen fördern: Die Helmholtz- Gemeinschaft greift ambitionierten Gründern zum Beispiel mit ihrem Programm „Helmholtz Enterprise“ finanziell unter die Arme. Das Ziel ist klar: Die Innovationskraft der Wissen- schaft soll für die Gesellschaft nutzbar werden. „Wir wollen Arbeitsplätze schaffen“, sagt Volker Hofmann vom Gründungsservice der Berliner Humboldt-Univer- sität. Schließlich seien Arbeitsplätze die Währung, in der all die öffentlichen Gelder für Wissenschaft und Forschung wieder an die Allgemeinheit zurückgezahlt werden könnten. „Es fehlt in der Wissenschaft nicht an Ideen und Patenten, sondern an einer Gründerkultur“ Längst träumen Forscher und Politiker in Deutsch- land nicht nur von neuen Nobelpreisträgern, sondern auch von Unternehmertypen wie Sergey Brin (Google) oder Jerry Yang (Yahoo), die ihre ersten Gehversuche als Unternehmer aus der Uni heraus machten. Um der Kreativität auf die Sprünge zu helfen, spendieren Bund und Länder nicht nur viel Geld für die Spin-offs Schon jetzt werden jedes Jahr Tausende Forscher zu Unternehmensgründern.  Politik und Wissenschaft wollen, dass es künftig noch viel mehr werden Dr. Selbstständig titelthema

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