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Helmholtz-Perspektiven 0114

Helmholtz-Perspektiven Januar – Februar 2014 18 standpunk te W enn ein Patient heute im Internet nach Heilungsmöglichkeiten sucht, findet er neben den Empfehlungen der evidenzbasierten Medizin unzäh- lige weitere Therapien, die oft mit großem Marke- ting-Sachverstand angepriesen werden. So nutzen die Anbieter esoterischer Pseudotherapien oft wis- senschaftlich klingende Begriffe, um ihren Mitteln und Methoden einen seriösen Anstrich zu verleihen. Offenbar mit Erfolg: Viele Menschen vertrauen auf pseudowissenschaftliche Konzepte wie Homöopa- thie, Quantentherapie oder Energieheilung. In diesem Kontext erscheint der wissenschaftliche Ansatz beliebig: Bei vielen Patienten entsteht der Eindruck, die wissenschaftliche, evidenzbasierte Me- dizin sei nur eine von mehreren Herangehensweisen, und der Rat eines guten Arztes spiegele damit nicht mehr wider als dessen persönliche Meinung. Diesem Eindruck leisten Wissenschaftler selbst Vorschub, wenn sie die Esoterik ignorieren und die Fehler in pseudowissenschaftlichen Argumenten nicht aufdecken. Wenn sie ihren Studenten und der Öffentlichkeit nicht erklären, weshalb wissenschaft- liche Erkenntnisse höher zu bewerten sind als die ausgeschmückten Phrasen der Esoteriker: Weil sie einer kritischen Überprüfung standhalten. Und schlimmer noch: Die Pseudowissenschaften haben inzwischen die Hochschulen erreicht. So lehren medizinische Fakultäten heute weitgehend unkritisch Homöopathie als Therapieform und machen so eine esoterische Theorie ohne wissen- schaftlichen Nachweis gesellschaftsfähig. Damit machen sie sich zum Handlanger der Esoterik. Doch Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben die Pflicht, den Unterschied zwischen echter Wissenschaft und pseudowissenschaftlichem Firle- fanz herauszustellen. Denn wenn sie pseudowissen- schaftliche Theorien annehmen oder propagieren, dann stellen sie damit grundsätzlich den Wert der wissenschaftlichen Methode in Frage – und das als wissenschaftliche Einrichtung! Um den Wert dieser Methoden hochzuhalten, sollten Wissenschaftler die Fehler in pseudowissen- schaftlichen Lehren klar benennen: Nein, Geologen haben noch keine Erdstrahlen messen können. Nein, Impfungen lösen keinen Autismus aus. Und nein, das hochverdünnte Belladonna C30 enthält keine geistartigen Informationen, sondern nichts als Zucker. Und genau das sollten Studierende an den Universi- täten lernen.  Gerade Mediziner sollten  sich viel schärfer von Pseudo-Heilern abgrenzen, sagt Julia Offe, Biologin, Mitglied im Vorstand der Gesellschaft zur  wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Wie soll die Wissenschaft mit Esoterikern umgehen? Zwei Blickwinkel: Julia Offe und Reinhold Leinfelder

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