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Helmholtz Perspektiven Jan 2015

Helmholtz Perspektiven Januar – Februar 2016 17FORSCHUNG Ein Gerücht besagt, dass man durch Alkohol sein Augenlicht verlieren könne. Stimmt das? Was pas- siert in unserem Körper, wenn wir Alkohol aufneh- men? Das erklärt Mediziner und Zellbiologe Andras Balogh vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft: Wenn wir umgangssprachlich von Alkohol reden, meinen wir meistens Ethanol. Das ist die Alkoholvariante in Wein oder Schnaps. Ethanol wird in der Leber von einem Enzym namens Alkohol- dehydrogenase (ADH) abgebaut und in kleinere, un- schädliche Einheiten zersetzt – in Moleküle, die dem Körper entweder als Energiequelle dienen oder die er im Fett einlagert. Bekannt ist: Zu viel Ethanol führt zu einem Kater und wirkt auf die Hirnzellen, deswe- gen lallen oder taumeln Betrunkene. Blind macht es aber nicht. Anders ist es mit Methanol: Diese Alko- holvariante ist eigentlich ein Zusatz in Lösungs- oder Frostschutzmitteln. Sie kann aber entstehen, wenn beim unprofessionellen Schnapsbrennen etwas falsch läuft – teils werden alkoholische Getränke auch damit gestreckt. Methanol wird im Körper vom gleichen En- zym zersetzt wie Ethanol. Dabei entstehen aber gifti- ge Nebenprodukte: zunächst Formaldehyd, im nächs- ten Schritt durch ein weiteres Enzym Ameisensäure. Sie ist hochgiftig und führt bereits in kleinen Dosen zu einer Übersäuerung des Körpers, die tödlich en- den kann. Typisch für eine Methanol-Vergiftung ist, dass zunächst das Sehvermögen gestört wird. Die Netzhaut – auch Retina – des Auges ist ein hoch- empfindliches Organ, ihre Zellen brauchen konstant Energie. Die giftigen Nebenprodukte blockieren de- ren Stoffwechsel, die Netzhaut schwillt an, ihre Zellen können die Lichtinformationen nicht mehr in elek- trische Impulse umwandeln und ans Hirn senden. Schließlich wird auch der Sehnerv selbst geschädigt, es droht die dauerhafte Erblindung. Einem Patienten mit Methanol-Vergiftung kann eventuell mit Ethanol geholfen werden: Das Enzym ADH reagiert bevorzugt mit ihm statt mit Methanol – und wenn es mit Ethanol beschäftigt ist, kann es das Methanol nicht zersetzen. Ein Schnaps hilft aber nicht bei Methanol-Ver- giftung, sie muss ärztlich behandelt werden. Nachgefragt hat Kristine August Kann Alkohol wirklich blind machen? Nachgefragt Macht schnaps blind? Alkoholische Getränke werden teilweise mit Methanol gestreckt, das der Körper in giftige Substanzen abbaut. Bild: picture-alliance/dpa Alle Ausgaben von Nachgefragt: www.helmholtz.de/ nachgefragt

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