Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

65 In Ihrer Präsidentschaft gab es ja zwei Nobelpreise für die Helmholtz-Gemeinschaft … Jürgen Mlynek Das hat natürlich auch geholfen, weil die Meinung bestand und teilweise immer noch besteht, dass wir durch die Programmorientierung unseren Forscherinnen und Forschern enge thematische Korsetts anlegen. Wenn dann die Helmholtz- Gemeinschaft Nobelpreise gewinnt – in unterschiedlichen Be- reichen und enger zeitlicher Folge –, erzeugt das nicht nur medi- ale Aufmerksamkeit, sondern stärkt auch die Wahrnehmung, dass man auch in einem strategisch-programmatisch geprägten Umfeld hervorragende Grundlagenforschung machen kann, die Nobelpreise ermöglicht. In Ihrer Zeit ist die Helmholtz-Gemeinschaft auch gewachsen. War das geplant? Jürgen Mlynek Nein, das hat sich aus unterschiedlichsten Gründen so ergeben. Da gab es zunächst eine Anfrage des zur Leibniz- Gemeinschaft gehörenden Forschungsinstituts BESSY in Adlers- hof auf Aufnahme in Helmholtz. Aber als eigenständige Einrich- tung war BESSY zu klein, weshalb die Fusion mit dem damaligen Hahn-Meitner-Institut zum Helmholtz-Zentrum Berlin für Materi- alien und Energie angestoßen wurde, denn es war damals schon absehbar, dass die Materialforschung immer wichtiger werden würde und die Kombination von Protonen- und Neutronenfor- schung dafür eine gute Idee war. Das zweite neue Zentrum war das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE): Das DZNE wurde auf Vorschlag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), in persona von der damali- gen Bundesministerin Annette Schavan, initiiert. Die Grundlage dafür war eine Kabinettsentscheidung, dass Deutschland auf dem Gebiet der Alzheimer- und Parkinsonforschung mehr tun muss. Das BMBF übertrug uns daraufhin die Aufgabe einer Neu- gründung. Das haben wir – ich denke erfolgreich, wie die Pro- grammbegutachtung gezeigt hat – in Angriff genommen. Erfolg- reich dabei war auch das neue Modell, neben dem Mutter- zentrum Partnerstandorte an universitären Standorten institu- tionell zu fördern. Damit war das DZNE auch das Pilotprojekt für die anderen Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung. Das dritte Zentrum war das Forschungszentrum Rossendorf, wie BESSY auch ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft. Hier gab es eine klare Empfehlung des Wissenschaftsrates aus wissenschaft- lichen und strukturellen Gründen auf institutionelle Neuzuord- nung in die Helmholtz-Gemeinschaft. Der Übergang erfolgte sehr professionell und wir freuen uns, dass Helmholtz mit dem Helm- holtz-Zentrum Dresden-Rossendorf jetzt auch am so wichtigen Forschungsstandort Dresden hervorragend vertreten ist. Als viertes neues Zentrum ist schließlich GEOMAR in Kiel dazuge- kommen, das ebenfalls zur Leibniz-Gemeinschaft gehörte. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist jetzt sehr gut aufgehoben im Helmholtz-Kontext mit seinen großen Forschungsinfrastrukturen, also den Schiffen und der Tiefsee- robotik, und passt sehr gut in den Forschungsbereich Erde und Umwelt. Schließlich kann, in Bezug auf das Wachstum der Gemeinschaft, auch das Karlsruher Institut für Technologie genannt werden, als Zusammenschluss des damaligen For- schungszentrums Karlsruhe mit der Universität Karlsruhe. Was waren die wichtigsten Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass die Helmholtz heute als größte Forschungsorganisa- tion Bestand hat? Jürgen Mlynek Die Überzeugung, dass man in einem Land wie Deutschland eine Organisation wie Helmholtz wirklich benötigt. Ich sage immer: Wenn es Helmholtz nicht gäbe, müsste man uns erfinden. Wir verfolgen mit langem Atem Forschungsziele von nationaler Bedeutung. Wir tun das stark interdisziplinär, mit einem Systemansatz und auch mit dem Anspruch, einen Unter- schied zu machen – das ist das, was ich gerne mit „groß den- ken, groß handeln“ bezeichne – und mit Forschungsinfrastruk- turen und Großgeräten, die einmalig sind – nicht nur national, sondern international. Wenn Sie einen Teilchenbeschleuniger bauen, dann betreiben Sie den für 20 oder 30 Jahre. Ein solches Gerät ist dann auch ein Markenzeichen eines Forschungszent- rums. Entscheidend ist also einerseits die Kontinuität, die wir brauchen – auch zur Bewältigung dessen, was die Politik von uns erwartet –, kombiniert mit andererseits einer dynamischen Komponente, die es gestattet, neue Themen aufzunehmen und entsprechend zu reagieren, und zwar mit kritischer Masse: Wenn wir neue Themen anfangen, dann wollen wir zu bisherigen Initia- tiven einen wirklichen Unterschied erzeugen und international zur Spitzengruppe gehören. Dafür braucht es Planungssicherheit und klare Perspektiven, um angestoßene Dinge umzusetzen und zu konsolidieren. Nicht weniger wichtig sind entsprechende Verfahren und Ressourcen. Dieselben weiterzuentwickeln wird, denke ich, eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre sein. Die Tatsache, dass die Politik einer Fortsetzung des Paktes für Forschung und Innovation bis 2020 zugestimmt hat, werte ich in diesem Zusammenhang als ausgesprochen positives Zeichen. Haben Sie alle ihre Ziele erreichen können, die Sie sich gesetzt hatten? Jürgen Mlynek Als ich das Amt antrat war das, was letztlich ent- standen ist, noch nicht absehbar. Ich denke im Rahmen dessen, was möglich ist – thematisch, strukturell und finanziell –, bin ich mit dem Erreichten zufrieden. Wir haben heute in der Gemein- schaft eine gute Balance, die die Stärke von Helmholtz ausmacht: Die Zentren stark zu lassen auf der einen Seite, aber auch die Gemeinschaft zu stärken und diese Stärke weiterzuentwickeln. Und was sind die wichtigsten Eigenschaften für eine Präsidentin oder einen Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft? Jürgen Mlynek Er muss klare Ziele haben und er muss auf dem Weg alle mitnehmen können.

Seitenübersicht