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Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

56 DETLEV GANTEN „Es war schnell Konsens aller Vorstände, dass Helmholtz für interdisziplinäre Zusammen- arbeit, langfristige Strategien und komplexe Systemlösung steht.“ Genauso wichtig war mir aber der Zusammenhalt zwischen den Zentren, die inhaltliche Kooperation in den gemeinsamen For- schungsprogrammen, die Vertretung der gemeinsamen Interes- sen nach innen und nach außen. Insofern habe ich mich über die Wahl zum Vorsitzenden gefreut. Ich denke, es war auch gut, dass jemand aus den neuen Zentren bereit war, eine solche Auf- gabe zu übernehmen. Warum wollten Sie eine starke Gemeinschaft? Detlev Ganten Ich bin ein Teamplayer. Ich bin fest überzeugt, dass wir unbedingt versuchen sollten, an die große Tradition der deutschen Wissenschaft im 19. Jahrhundert anzuschließen mit den großen Namen wie unter anderem Helmholtz, Virchow, Koch, Ehrlich, Behring, Einstein, Planck. Dazu bedarf es des gesellschaftlichen und politischen Willens und überzeugender Strukturen, die einen solchen Gedanken tragen. Zersplitterung des Wissenschaftssystems ist dabei hinderlich. Der Zusammen- schluss der Helmholtz-Zentren sollte eine solche Entwicklung befördern und die deutsche Forschungslandschaft zusammen- führen und stärken, um die großen Themen der Zukunft und der nationalen Vorsorge wissenschaftlich zu bearbeiten. Dafür war es wichtig, dass eine zentrale Koordination über einen starken Vorsitzenden oder Präsidenten die Zukunftsstrategien gemeinsam mit den Zentrumsvorständen entwirft und auf deren Umsetzung achtet. Neben der Max-Planck-Gesellschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde so die Helmholtz ein wichtiger Tonangeber in der Wissenschaft und Politik. Wie wurde man Vorsitzender der Gemeinschaft? Detlev Ganten Das müssen Sie andere fragen. Natürlich gab es eine Wahl durch die Vorstände der Zentren. Das Ergebnis hat mich damals überrascht. Ich fühlte mich eigentlich noch zu jung und war eher ein Labor-Wissenschaftler. Am MDC war ich zwar Chef, aber ich hatte mein Labor aus Heidelberg und Mit- arbeiter mitgebracht und weiter geforscht. Dann wurde ich nach meiner Bereitschaft gefragt und in der damaligen Aufbruchs- stimmung in der Mitgliederversammlung war alles möglich. Ich habe das dann mit großer Freude angenommen wegen der beschriebenen fantastischen Kollegialität zwischen den Vorstän- den und ich hatte viel Unterstützung. Wie wurde das am MDC aufgenommen? Detlev Ganten Ich glaube, die meisten Mitarbeiter haben es als Anerkennung angesehen für das MDC und für die geleistete Auf- bauarbeit: Das MDC wurde so ein sehr sichtbarer Teil dieser neuen wichtigen Gemeinschaft. Die zusätzliche Arbeit als Vorsit- zender der Helmholtz-Gemeinschaft war allerdings sehr zeitin- tensiv – ich war häufiger damals noch in der Zentrale in Bonn oder in den anderen Helmholtz-Zentren. Einer meiner Leitsätze im Management war aber, ein Vorstand soll nur dafür sorgen, dass die Wissenschaftler frei und unabhängig arbeiten können – der Vorstand darf dabei nicht stören. Das habe ich im MDC wei- terhin gewährleistet. Wovon war Ihre Zeit als Vorsitzender geprägt? Detlev Ganten Wir diskutierten, auf breiter Basis, auch mit dem Bund, die strategische Orientierung der Gemeinschaft und der großen Forschungsbereiche. Dabei ging es unter anderem um die gesellschaftliche Verantwortung und die Relevanz der Ergeb- nisse, die Organisation interdisziplinärer Arbeit über die Helm- holtz-Zentren hinaus und natürlich die Qualitätssicherung der Forschung. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ja eine Forschungs- organisation, die sich auch mit der Politik und Zukunftssiche- rung Deutschlands befassen muss, wenn es um die Vorsorgesi- cherung zum Beispiel in so wichtigen Bereichen wie Gesundheit, Energie, Umwelt und anderen geht. Es ergibt sich für die Helm- holtz-Gemeinschaft die Frage: Wie werden wissenschaftliche Prioritäten und nationale und internationale Strategien Deutsch- lands ausbalanciert? Wie gehen wir mit politischen Vorgaben um? Wie balanciert man Bund- und Länderinteressen aus? Welche Rolle spielt der Helmholtz-Senat? Wer führt den Senat? Wie bindend sind Senatsbeschlüsse für die Zentren? Das waren intensive Diskussionen – vor den Mitgliederversammlungen, in Ausschusssitzungen, am Rande der Jahresversammlungen, mit den Zuwendungsgebern, im Ministerium, die bei meinen Vor- gängern begonnen hatten und die zu meiner Zeit als Vorsitzen- der fortgesetzt wurden. Welche Rolle spielten Sie als Vorsitzender in diesen Diskussionen? Detlev Ganten Als Vorsitzender hat man eine Moderatorenrolle. Irgendwann muss aber auch entschieden werden. Auch das ist

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