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Festschrift der Helmholtz-Gemeinschaft

41 wohl aber linear von der Herausbildung der Großforschung in den 1950er Jahren „über die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen 1970, die Umwandlung in die Helmholtz-Gemeinschaft 1995 und schließlich die Einführung des neuen Finanzierungs- und Qualitätssicherungsmodells der Programmorientierten Förderung und Gründung der Helm- holtz-Gemeinschaft e.V.“ führte und die Helmholtz-Gemeinschaft schließlich „zu einer modernen und reaktionsschnellen For- schungsorganisation“ werden ließ.108 Historische Prozesse sind freilich selten so linear und inhärent logisch, wie sie den beteiligten Akteuren retrospektivisch erscheinen mögen. So auch im Falle des langen Übergangs von der AGF zur HGF, bei dem interne Impulse und externe Wir- kungsfaktoren in einer komplexen Gemengelage zusammenwirk- ten. Bei näherer Betrachtung weist auch die Geschichte der Helmholtz-Gemeinschaft die für komplexe historische Prozesse so typische Vielfalt von Umwegen, Sackgassen und Verzweigun- gen auf. Statt einer linearen Entwicklung präsentiert sie sich uns als episches Ringen um wissenschaftliche Kohärenz und ins- titutionelle Stabilität im Spannungsfeld von Zentralität und Dezentralität, Autonomie und Steuerung. Hinzu trat der Faktor historische Kontingenz, insbesondere in Gestalt des Endes des Kalten Krieges und der deutschen Wiedervereinigung. Ohne die Effekte der Transformation des Wissenschafts- und Innovati- onssystems in den neuen Bundesländern und deren Rückwirkun- gen auf die etablierten bundesrepublikanischen Forschungs- einrichtungen ist die Geburt der Helmholtz-Gemeinschaft in der Form, wie sie sich vollzog, kaum denkbar. Ein maßgeblicher Faktor, der gleichsam von außen auf die Helmholtz-Gemeinschaft einwirkte, war der systemische Wandel der Großforschung selbst. Wie an anderer Stelle gezeigt, kann Forschung, die im Rahmen von Großforschungsstrukturen unter- nommen wird, bisweilen dazu neigen, sich in kleine Einheiten und Gruppierungen auszudifferenzieren.109 „Big Science“ muss nicht immer groß sein. Die Großforschung hat, wie es der US-amerikanische Wissenschaftshistoriker Peter Galison tref- fend formuliert hat, zahlreiche Gesichter, die ganz unterschied- lich sein können,110 und James H. Capshew und Karen A. Rader „Nur das Handeln giebt dem Manne ein würdiges Dasein; also entweder die praktische Anwendung des Gewussten, oder die Vermehrung der Wissenschaft selbst muss sein Ziel sein. Denn auch das letztere ist ein Handeln für den Fortschritt der Menschheit.“ (Hermann von Helmholtz) „Forscherinnen und Forscher unterschiedlichster Disziplinen zu vereinen, die beitragen ‚zur Gestaltung unserer Zukunft‘ und damit ganz im Sinne von Hermann von Helmholtz ‚für den Fortschritt der Menschheit‘ handeln – mit dieser Mission übernimmt die Helm- holtz-Gemeinschaft seit ihrer Gründung eine zentrale Rolle im deutschen Wissenschaftssystem. In dieser Rolle hat sie die Grenzen von außeruniversitärer und universitärer Forschung überwunden und erfolgreich neue, innovative Formen der wissenschaftlichen Kooperation erprobt und realisiert. Exemplarisch seien hier nur das KIT und die Jülich Aachen Research Alliance oder die Beteiligung der Helmholtz-Gemeinschaft an den Deutschen Zentren der Gesund- heitsforschung genannt. Spitzenforschung zum Wohle der Gesellschaft zu betreiben und dabei im internationalen Wettbewerb zu bestehen, erfordert auch künftig Wandlungsfähigkeit und große Anstrengungen. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist hervorragend aufgestellt, um diese Herausforderungen zu meistern.“ JOHANNA WANKA Bundesministerin für Bildung und Forschung seit 2013

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